Obwohl bei Stress viel körperliche Kommunikation stattfindet, werden die physischen Signale oft erst spät mit dem Alltagsstress in Verbindung gebracht. Bei emotionalen Auswirkungen, die sich auch in Trauer, Wut oder Aggression äussern können, liegt der Gedanke an Stress näher. Auf der Suche nach Ratgebern für mentale Stärke darf es daher nicht verwundern, dass im Netz die ersten „Treffer“ sich allesamt mit der Modulation der Gedanken beschäftigen. Sich kognitiv mit seinen Grenzen auseinanderzusetzen, erfordert viel Geduld und womöglich einen Psychologen oder Coach als Sparringspartner, um sich zu erstarken. In der Regel gilt es, seine Einstellung zu verändern, manchmal auch seinen Lebensstil. Das können sehr komplexe Aufgaben sein. Einen anderen oder möglicherweise ergänzenden Ansatz verfolgt Wim Hof, „The Iceman“.

Wim Hof erläutert seine Atemtechnik jedem, der es genauer wissen will, in einer kostenfreien „Mini-Class“, einem kompakten Online-Video:

• Die Atmung soll tief in den Bauch, die Brust und den Kopf hinein sein, gefolgt von einem entspannten Ausatmen.
• 30 mal sollen diese intensiven Atemzüge hintereinander ausgeführt werden.
• Der Körper kann anfangen zu kribbeln. Es kann zu Schwindelgefühl kommen. Deshalb ist die Übung besser im Liegen durchzuführen.
• Nach den 30 Atemzügen gilt es, die Luft so lange wie möglich anzuhalten, am besten zwei Minuten.
• Das gelingt nicht von Anfang an. Aber schon in der zweiten Runde ist meist eine Verbesserung in Sicht.
• Wer den Drang zu atmen verspürt, sollte dies tun und die eingeatmete Luft dann wieder so lange wie möglich anhalten.

Dann geht es in die zweite und dritte Runde. Folge der Atemübung ist eine bessere Sauerstoffversorgung der Zellen. Der Blut-pH-Wert steigt kurzfristig, wird basischer. Das ist ein Signal für das Immunsystem und auch für das Nervensystem. Sie sind aktiv und wach.

Während sich die Atemübung noch relativ machbar anhört, sträuben sich einem bei dem Thema Kälteadaptation schon eher die Nackenhaare. Hof zeigt in der „Mini-Class“, wie er es macht:

• Zunächst warm duschen, um den Kilometern von Gefässen in unserem Körper die Möglichkeit der Weitstellung zu geben. Die Zellen werden gut durchblutet.
• Dann Wassertemperatur reduzieren – am besten auf 12 bis 13 Grad Celsius.
• Vorsichtig mit den Händen und Füssen, später mit dem Rücken in das kalte Nass eintauchen.
• Gut wäre es, zwei Minuten durchzuhalten. Mit jedem Tag ein bisschen länger.

Durch die Kälte wird körperlicher Stress ausgelöst. Die Gefässe werden enger. Der Puls, die Herzfrequenz sinkt. Die Kälteadaptation trainiert den Körper, mit dieser Stresssituation umzugehen.

Die dritte Säule der Wim-Hof-Methode scheint weniger konkret und doch der massgebliche Schlüssel des Erfolgs zu sein. Der Experte appelliert, den eigenen Willen zu nutzen und sich zu fokussieren, um Stressfaktoren erfolgreich begegnen zu können. Laut Hof ist das Denken das eigene Werkzeug, der neurologische Muskel. Die Kälte versteht er als Lehrer. Denn die Kälte wäre ein Stressor genauso wie zum Beispiel emotionaler Stress. Durch eine Fokussierung des Geistes, könne es gelingen, mit Stress besser umzugehen. Die Wim-Hof-Methode ist seit einiger Zeit ein Trend, so dass es nicht nur Erfahrungsberichte^2,3, sondern auch Forschung zu den Effekten dieser Methode gibt.^4,5

Wer sich im Alltag gestresst fühlt, und kurzfristig seine Situation kaum verändern kann, könnte einmal den Selbstversuch starten. Ein guter Rat sogar für alle nicht Gestressten, wie es scheint. Das ist schnell gemacht – selbst für Warmduscher.

Dokument 4 praktische Tipps gegen den mentalen Stress hier herunterladen.

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