Berufs-Leben 4.0:

Aufbruch ins Zeitalter der „Wir-Kultur“

Ein Chef ist nur so gut wie sein Team und umgekehrt – das ist leichter gesagt als umgesetzt. Denn in der Arbeitswelt prallen viele starke Individuen aufeinander. Wie lässt sich erfolgreich die Kraft des Kollektivs beschwören? Trendforscher Ali Mahlodjis fasst es kompakt zusammen: Wir brauchen eine Wir-Kultur.1

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Veränderungen sind unangenehm und fallen schwer. Doch jede neue Generation und jede Verschiedenartigkeit bedeuten neue Überzeugungen und Ideen, die integriert werden sollen. Sollen? Nein! Müssen. Denn der Mensch ist gleichsam ein soziales Wesen. Wir interagieren alle miteinander, lernen, kommen dadurch voran. Und das bedeutet stets Veränderung.

Gerade war noch zu beobachten, dass aus „Befehlsempfängern“ selbstbewusste „Individualisten“ mit Forderungen geworden sind. Da müssen wir auch schon erkennen, dass der selbst-denkende Individualist per se kein Garant für das Fortkommen eines Unternehmens, einer Struktur oder eines Teams ist. Die „Wir-Kultur“ starker „Ichs“ ist der neue Trend. Im Zentrum stehen das Individuum und ihre Wechselwirkung mit der komplexen Umwelt. Es wird zukünftig nicht mehr um Arbeitsleistungen Einzelner, sondern um Team-Beziehungen gehen, aus der die Kraft erwächst, behauptet Ali Mahlodji, Trendforscher und internationaler Unternehmer.1 Gerade im Klinikbetrieb, der ohnehin schon immer eine Team-Leistung war, lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem neuen Trend.

Drei Erfolgsfaktoren sind massgeblich

Um eine Wir-Kultur zu entwickeln, sind drei zentrale Komponenten erforderlich: Professionelle Empathie, Diversität und intergenerationelles Lernen. So schreibt es Ali Mahlodji in dem Buch „Next level work – Eine Anleitung zum mutigeren Arbeiten“.1 Professionelle Empathie klingt dabei einfacher als es ist. Es geht im Wesentlichen darum, neugierig auf die Sichtweisen und Begriffsdeutungen der Kolleginnen und Kollegen zu sein. Das setzt voraus, sich der unterschiedlichen Ansichten bewusst zu sein und gegenseitiges Verstehen nicht vorauszusetzen. Sich neugierig halten, vermeidet vorschnelles Ablehnen ungewöhnlicher Ideen. Die eigene Perspektive wird so um den Blick anderer Augen erweitert. Den Standpunkt von Kollegen verstehen, bedeutet, einen Perspektivwechsel vorzunehmen, bedeutet Veränderung eigener Sichtweisen, bedeutet Unbehagen. Aber es kann sich lohnen.

 

Perspektivwechsel: Moderieren statt Führen

Wer seine Ideen unidirektional ins Team gibt, wird sich wundern, wenn der Prozess länger dauert als nötig oder wenn er gar nicht erst angestossen wird. Mahlodji ist der Ansicht, eine Führungskraft erteilt keine Anweisungen und ist nicht die vermeintlich intelligenteste Person im Team. Offenheit und echtes Interesse am Mitarbeitenden, Authentizität – das sind die neuen Eigenschaften, die ein Teamleader benötigt. Es geht darum, auf das Wissen und die Erfahrungen der Individuen des Teams zurückzugreifen und diese zu nutzen. „Die Macht der Frage ist der Schlüssel zum intelligenten Perspektivwechsel“, so Mahlodji – Details im Download. Der Effekt: Der Führende wird nicht mehr als solcher wahrgenommen. Er moderiert das Team.

Auf Diversität und intergenerationelles Lernen achten

Weitere Faktoren für eine moderne Berufswelt sind Diversität und intergenerationelles Lernen. Diversität wird oft missverstanden. Es geht nicht per se um „mehr Frauen“, „mehr Kulturen“ und „mehr Verschiedenartigkeit“. Es geht um vielfältiges Wissen und Erfahrungen. Gerade in der aktuellen Pandemie-Situation hat sich gezeigt, dass Diversität gesellschaftlich noch nicht da angekommen ist, wo sie sein könnte, meint Mahlodji. Einige Beispiele: So arbeiten Frauen häufiger als Männer in systemrelevanten Berufen, müssen ihre Arbeitszeiten flexibler anpassen und haben dennoch oft die ganze Last der familiären Pflichten auf ihrer Seite, so die Ergebnisse einer niederländischen Studie.2 In Japan zeigte eine Untersuchung, dass Singles in der Krankenpflege beruflich mehr belastet werden als familiär gebundene Kollegen – zu Lasten ihrer Lebensqualität.3 Ältere Menschen könnten länger im produktiven Prozess bleiben, wenn es ein auf ihre Bedürfnisse angepasstes berufliches Umfeld gäbe.1

Mehr individuell gestaltete Arbeitszeitmodelle

Übersetzt heisst dies nichts anderes, als dass die Arbeitsrealität der Lebenswirklichkeit noch viel näherkommen muss. In der neuen Wir-Kultur sollen alle Individuen ihre Stärken ausbreiten können, und zwar in einer leistungserhaltenden Form und in einem machbaren Rahmen. Der Arbeitsplatz ist der Ort der Begegnung. Teamführende moderieren zwischen Generationen, Geschlechtern, Ansichten und Meinungen. Sie bringen das Potenzial und die Stärke einer jeden Person in die richtige Position. Eine unlösbare Idealvorstellung mit wenig Bezug zu Realität, insbesondere für Kliniken? Oder doch ein geniales Konzept, das mit Beharrlichkeit verfolgt und in die Tat umgesetzt werden kann?

Praxis-Test oder abwarten

Genauso wie das Zusammenleben an sich unterliegt auch das Arbeitsleben stetigen Veränderungen. Wer Kapazitäten nutzen möchte, sollte die Trigger kennen, mit denen sie sich nutzen lassen. In einer aktuellen Studie bei Berufseinsteigern ausgewählter Gesundheitsberufe wurde deutlich: Sie sind mit ihrer Arbeitssituation insgesamt durchweg eher zufrieden. Die wichtigste Variable für die Arbeitszufriedenheit sind für sie die Kollegen und Mitarbeiter. Das Einkommen führte (erwartungsgemäss) zu einer geringen Zufriedenheit.4 Das Team, das soziale Futter, wiegt also mehr. Da Entwicklungen in der Regel nicht aufzuhalten sind, könnte der Praxis-Test doch beginnen. Starten Sie jetzt!

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Dokument zur Wir-Kultur:

CHECKLISTE

Buchtipps

Deutsch

Die Modern Work Tour: Eine Weltreise in die Zukunft unsere Arbeit (Dein Erfolg).

Schnell, Anna und Nils

Gabal Verlag, 2021

Deutsch

Entdecke Dein Wofür.

Mahloudji, Ali

Gräfe und Unzer Verlag, 2020

Deutsch

Unternehmen Krankenhaus.

Goepfert, Andreas, und Conrad, Claudia B.

Thieme Verlag, 2013

Englisch

Find Your Why: A Practical Guide for Discovering Purpose for You and Your Team.

Sinek, Simon; Mead, David and Docker, Peter

Penguin Books, 2017

Englisch

Dare to lead: Brave Work. Tough Conversations. Whole Hearts.

Brown, Brené

Vermilion (Penguin Books), 2018

Französisch

Comment render les salaries heureux

Delcourt, Thierry

Tequi, 2018

Französisch

Qu’est-ce qu’un chef?

De Villiers, Pierre

Hachette Pluriel Reference, 2019 et Audiolib, 2019

 

Quellen

  1. Mahlodji A. Next level work – Anleitung zum mutigeren Arbeiten. Hrsg.: Zukunftsinstitut GmbH, Frankfurt am Main, 2021
  2. Yerkes MA, André SCH, Besamusca JW, et al. 'Intelligent' lockdown, intelligent effects? Results from a survey on gender (in)equality in paid work, the division of childcare and household work, and quality of life among parents in the Netherlands during the Covid-19 lockdown. PLoS One 2020;15(11): e0242249.
  3. Tanaka J, Koga M, Nagashima N, et al. The actual-ideal gap in work-life balance and quality of life among acute care ward nurses. J Nurs Manag 2021;29(5):998–1006.
  4. Ulrich G, Homberg A, Karstens S. Die Arbeitszufriedenheit von Berufseinsteigern in den Gesundheitsberufen. Gesundheitswesen 2019;81(02):99–105.
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